Viele Menschen schauen sich nach dem Kinostart von „Avatar 2: The Way Of Water“ im Dezember noch einmal das 13 Jahre alte Original zuhause an, aber ohne die spektakulären 3D-Effekte fehlt der Wow-Faktor, der den Film weltweit zu einem Rekord-Einspielergebnis von über 2,9 Milliarden Dollar gebracht hat. Die Pocahontas-in-Space-Geschichte erscheint dann manchmal etwas langatmig, aber James Cameron schafft es trotzdem, dem Publikum ein unvergessliches Kinoerlebnis zu bieten.
Wie wird es sich wohl anfühlen, im Jahr 2035 „Avatar 2: The Way Of Water“ in 2D von zu Hause aus zu erleben? Keine Ahnung. Doch ganz gleichgültig, denn seit, im Dezember 2022 viele Menschen Avatar in 3 D bewundern, ist die Aussicht auf ein atemberaubendes Kinoerlebnis mit dem Film in 3D auf einer großen Leinwand nur schwer zu übertreffen! Ob manche Dialoge hölzern sind, ob die Naturmystik an Kitsch grenzt und ob 193 Minuten zu lang sind, ist letztendlich nebensächlich. Jetz macht es nauch nochmal richtig Spaß alle Avatar Filme in chronologischer Reihenfolge zu sehen. Denn wenn James Cameron mit den Pandora-Wale taucht, so wird er damit den alten Traum vom Kino als ultimative Traummaschine wieder wahr werden lassen.
Sobald die Kamera in „Avatar 2“ abtaucht, wird man als Zuschauer*in beeindruckt sein, denn jetzt wird es unglaubliche Szenen geben!
Es ist etwa ein Jahrzehnt seitdem die Na’vi die meisten Menschen von ihrem Planeten vertrieben haben und „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ endete, vergangen. Jake (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) haben mittlerweile drei eigene Kinder; die beiden Jungen Neteyam (Jamie Flatters) und Lo’ak (Britain Dalton) und ihre jüngere Schwester Tuk (Trinity Jo-Li Bliss). Außerdem kümmern sie sich wie Eltern um die Teenagerin Kiri (Sigourney Weaver), die aus dem Körper von Dr. Grace Augustine (auch von Sigourney Wearver im ersten Teil gespielt) geboren wurde.
Die Menschen haben jedoch nicht aufgegeben Pandora zu besuchen. Stattdessen kommen sie mit noch stärkeren Waffen zurück, um nicht nur Mineralien abzubauen, sondern um die gesamte menschliche Rasse mittelfristig von der sterbenden Erde hierher zu übersiedeln.
Jake kann die Invasionsarmee noch im Zaum halten, wobei ihm die Fauna von Pandora ein stetiger Verbündeter ist. Allerdings hat die Generalin Ardmore ein trickreiches Vorhaben: Einige der gefallenen Soldat*innen – darunter der Oberst Quaritch – wurden als Na’vi auf der Erde geklont. Sully muss sich daher zusammen mit seiner Familie vor dem Killerkommando verborgen halten, um nicht seinen ganzen Stamm zu gefährden.
Wer sich den Genuss des Films „Avatar 2“ in 3D entgehen lässt, hat nur sich selbst die Schuld zu geben.
Mit „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ hat James Cameron 2009 einen Aufschwung der 3D-Technologie ausgelöst, der mittlerweile wieder abgeklungen ist. Bei der Berliner Pressevorführung von „Avatar 2: The Way Of Water“ wurde 3D verwendet – was sicher kein Zufall ist. Die Studios haben erkannt, dass 3D ihren Filmen mehr schadet als nützt. Obwohl James Camerons 2016 geäußerter Gedanke eines brillelosen 3D schlussendlich nicht in die Tat umgesetzt wurde, hebt „Avatar 2: The Way Of Water“ die Technik auf ein bisher nicht erreichtes Level.
Es überrascht, ob es vielen in den letzten Jahren gescheiterten 3D-Projekten an Geld, oder an Visionen mangelte. Mit einem Budget von 350 bis 400 Millionen Dollar und der technischen Finesse, die der Mastermind von „Terminator“ mal wieder unter Beweis stellt, staunt das Publikum immer wieder.
Der Filmemacher James Cameron hat eine starke Verbundenheit zum Meer bewiesen, als er als erster Mensch alleine in einem U-Boot bis zu einer Tiefe von 10.898 Metern getaucht ist. Seine leidenschaftliche Begeisterung für die Unterwasserwelt, die fast schon kindlich ist, überträgt er in seinem Film „Avatar 2: The Way Of Water“ mit einer solchen Kraft, dass sich das Publikum ihr nicht entziehen kann. Die ersten Tauchgänge in einem fluoreszierenden Korallenriff sind atemberaubend und auch die Wale, deren Aussehen fast fotorealistisch ist, erschauern die Zuschauer.
Der Titel von „Avatar 2: The Way Of Water“ ist unglaublich treffend, um die visionäre Kraft des lang erwarteten Sequels zu beschreiben. Weniger überzeugend sind jedoch die Dialoge und das Drehbuch, mit einigen antiquierten Kalendersprüchen, die trotz allen Pathos Anlass zum Kichern geben. Die Story bleibt dabei einfach und orientiert sich an verschiedenen Western-Tropen, mit einem Überfall auf einen futuristischen Postzug als angemessenem Auftakt.
Diesmal sind die emotionalen Aspekte deutlich höher, was den Film trotz der längeren Laufzeit als die Kinofassung von „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ kurzweiliger erscheinen lässt. James Cameron macht es sich dabei einfach, indem er Kinder und Wale für die emotionale Waagschale nutzt. Der Plan funktioniert und vor allem die mächtigen Ozeanriesen werden in das Herz des Publikums aufgenommen. Es gibt wahrscheinlich bessere Chancen, ein Walfangverbot zu bekommen, seitdem der Film „Free Willy“ im Kino gezeigt wurde, nachdem Cameron in „Avatar 2: The Way Of Water“ einen kurzen, aber kathartischen Splatter-Moment in den Film hinzugefügt hat, um dem Publikum ein Ventil für die Wut auf die Walfänger zu bieten.
SIGOURNEY WEAVER BEHERRSCHT DIE BÜHNE
Aufgrund ihres ersten Auftritts seit „Titanic“ erhält Kate Winslet viel Aufmerksamkeit als Ronal, der Matriarchin der Riff-Na’vis. Allerdings übernimmt Sigourney Weaver die wichtigste Rolle, als sie als blaue Na’vi-Teenagerin auftritt. Dieser Entwurf klingt zunächst seltsam, aber es stellt sich als ein entscheidender Besetzungscoup heraus. Dank ihrer ausdrucksstarken Mimik, entwickelt sich Kiri schnell zur interessantesten Figur des Films.
Der Plottwist wird frühzeitig angekündigt und im Ende des Films großartig durchgeführt. Der Showdown kommt, wie auch im Vorgänger, im signifikanten Teil der Spielzeit vor und man kann diskutieren, ob man nicht einige Ereignisse weglassen könnte. Allerdings gibt es abwechslungsreiche Schlachtphasen und besonders als sich die Handlung unter die Wasseroberfläche verschiebt, bringt James Cameron vieles von dem zurück, was auch schon die Untergangssequenzen von „Titanic“ so einzigartig gemacht haben.
„Titanic“-Reunion: „Avatar 2: The Way Of Water“ ist der erste Film seit dem elffachen Oscar-Abräumer, in dem James Cameron mit seiner damaligen Hauptdarstellerin Kate Winslet zusammenarbeitet.
Trotz der Motion-Capturing-Technologie, die für die Darstellung der Na’vi verwendet wurde, stecken hinter den Szenen erstaunlich viele praktische Effekte. Um sich eine ungefähre Vorstellung davon zu machen, wie viel Aufwand am Set betrieben wurde, kann man sich an die riesigen Wassertanks erinnern, die man in den Making-of-Szenen des Films „Titanic“ gesehen hat. James Cameron hat mit „Titanic“ und „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ zwei Filme direkt nacheinander gedreht, die beide zu den größten Kassenschlagern aller Zeiten geworden sind. Wahrscheinlich benötigt man ein solches enormes Selbstvertrauen, um an einen Film wie „Avatar 2: The Way Of Water“ heranzutreten.
Es hat lange gedauert, bis Filme von James Cameron erschienen sind und manche glaubten schon nicht mehr daran, dass es ein Erfolg wird. Aber als „Avatar 2: The Way of Water“ endlich veröffentlicht wurde, war schnell klar, dass Cameron ein Talent hat und er uns etwas zeigte, was wir noch nie zuvor gesehen hatten. Es bleibt zu hoffen, dass es andere Filme nicht schaffen, das Erlebnis eines 3D-Kinos so überzeugend wiederzugeben wie Cameron es kann.
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